Veranstaltung: | Landesparteitag Schleswig-Holstein 25./26. März 2023 |
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Tagesordnungspunkt: | 5. Anträge |
Antragsteller*in: | LAG Frauen (dort beschlossen am: 24.02.2023) |
Status: | Angenommen |
Eingereicht: | 03.04.2023, 23:25 |
Antragshistorie: | Version 1 |
G3NEU: Versorgungsstrukturen im Bereich der Geburtshilfe nachhaltig sichern
Antragstext
Versorgungsstrukturen im Bereich der Geburtshilfe nachhaltig sichern!
Viele Krankenhäuser im Land sind vor dem Hintergrund sich überlagernder Krisen
und steigender Preise in starke Finanzierungsnöte geraten. Besonders betroffen
sind Geburtskliniken und -stationen. Neben einem längerfristigen Trend, der
schon seit ca. zwei Jahrzehnten anhält und die Zahl der Geburtsstationen von 25
um die Jahrtausendwende auf 18 im Jahr 2022 reduziert hat (u.a. Wegfall von
Kreißsälen in Niebüll, Föhr und Oldenburg), kommt es aktuell zu einem besonders
rasanten Verlust von Strukturen. Dazu gehören die Schließung der
Geburtsstationen in Rendsburg-Eckernförde, in Henstedt-Ulzburg, die Diskussion
um das Marienkrankenhauses in Lübeck und der drohende Verlust der Gynäkologie an
der Diako Flensburg.
Klar ist: die Finanzierung von Geburten, wie auch anderen Maßnahmen im Bereich
der Frauenmedizin, muss durch den Bund neu aufgestellt werden. Die Geburtshilfe
muss im Zuge der Bundesreform auskömmlich finanziert, Teil des
Grundversorgungsauftrags und als nationales Gesundheitsziel gestärkt werden. Ein
weiterer Abbau der stationären Geburtshilfe in Schleswig-Holstein durch die
geplante Krankenhausreform muss aufgehalten werden. Gebärende brauchen
Wahlfreiheit UND Sicherheit, deshalb fordern wir eine bessere Verzahnung von
stationärer und ambulanter Geburtshilfe.
Neben dem Fallpauschalensystem brauchen wir Grundpauschalen, mit denen die
Vorhaltekosten verlässlich abgebildet werden können, und dafür setzen wir uns
auf Bundesebene im Rahmen der Krankenhausreform ein. Auch haben wir uns
erfolgreich dafür eingesetzt, dass Hebammen im Rahmen des
Pflegepersonalentlastungsgesetzes vollständig ins Pflegebudget aufgenommen
wurden und Geburtskliniken eine Förderung von 120 Millionen erhalten. Der
Fachkräftemangel im Bereich von Gynäkologie und Geburtshilfe stellt ein
eklatantes Problem dar, dem wir durch den Ausbau der Studienplätze im Bereich
der Hebammenwissenschaften in Schleswig-Holstein begegnen. Angehende Hebammen
benötigen während ihrer Ausbildung jedoch gesicherte Plätze bei Praxispartnern
mit erfahrenem Fachpersonal - beides, Plätze wie auch Fachpersonal, gehen gerade
massiv verloren oder sind gefährdet.
Angesichts der sich aktuell zuspitzenden Situation fordern wir Land und Bund
unverzüglich zu weiteren Maßnahmen auf:
Verbleibende Strukturen im Bereich der stationären Geburtshilfe im
Flächenland Schleswig-Holstein müssen jetzt finanziell gestützt werden;
Dazu müssen Länder und Bund einen gemeinsamen Fonds auflegen, der eine
Brückenfinanzierung von aktuell akut bedrohten Geburtsstationen
ermöglicht;
Arbeitsbedingungen und –strukturen müssen so gestaltet sein, dass
Fachpersonal gehalten wird;Dabei müssen in der Geburtshilfe vor allem die
Hebammen in den Blick genommen werden.
Bei wegfallenden Kapazitäten muss das Land sicherstellen, dass andere
Geburtsstationen zusätzliche Geburten auch tatsächlich auffangen können.
Dabei muss auch darauf geachtet werden, dass es genügend Stationen gibt,
wo Hebammen aber auch Pflegekräfte ihre Praxisausbildung erhalten können.
Eine Geburt ist ein einzigartiger Moment und sollte in einer möglichst
entspannten und vertrauensvollen Atmosphäre stattfinden. Im Zuge
zukünftiger struktureller Veränderungen darf es keinesfalls zu einer
weiteren, künstlichen Beschleunigung von Geburten (Erhöhung der
Kaiserschnittrate oder der Quote eingeleiteter Geburten) kommen;
Wir stehen zu einer gut durchmischten Krankenhausstruktur bei der auch die
(Re-)kommunalisierung einzelner Krankenhäuser eine Option sein muss;aus
unserer Sicht sind hebammengeleitete Kreißsäale ein erfolgsversprechendes
Modell. Auch die ausserklinische Geburtshilfe muss bei der Versorgung der
Bevölkerung mit im Blick sein. Die Landesregierung soll diese Aspekte auch
bei ihrem Qualitätszirkel Geburtshilfe und den Folgeprozessen
berücksichtigen.
Sicherstellung von zeitnah erreichbaren Kreißsälen (max. 45min). Geburten
auf Parkplätzen und in RTW ́s sind kein Zeichen einer modernen Medizin und
eines funktionierenden Rettungssystems, sondern ein massiver Mangel bei
der geburtshilflichen Versorgung.
Unterstützer*innen
- Norbert Tretkowski (KV Schleswig-Flensburg)
- Uta Bergfeld (KV Schleswig-Flensburg)
- Martina Behrens-Krull (KV Kiel)
- Lars Granzin (KV Ostholstein)
- Jessica Kordouni (KV Kiel)
- Niklas Binder (KV Schleswig-Flensburg)
- Ralph Sieber (KV Schleswig-Flensburg)
- Sonja Vogt (KV Pinneberg)
- Finn-Pascal Pridat (LV Grüne Jugend Schleswig-Holstein)
- Ruben Baufeld (KV Dithmarschen)
- Annabell Louisa Pescher (KV Flensburg)
- Georg Wilkens (KV Rendsburg-Eckernförde)
- Daniel Stephen Kolmorgen (KV Kiel)
- Jens Herrndorff (KV Pinneberg)
- Louisa Wiethold (KV Kiel)
- Lea Reimann (KV Rendsburg-Eckernförde)
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