Veranstaltung: | Landesparteitag Schleswig-Holstein 25./26. März 2023 |
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Tagesordnungspunkt: | 5. Anträge |
Antragsteller*in: | Philipp Schmagold (KV Plön) |
Status: | Modifiziert |
Eingereicht: | 21.02.2023, 18:42 |
E1: Für mehr Klimaschutz-Projekte, denn 2,8 Grad plus werden eine Klima-Hölle!
Antragstext
Im Jahr 2015 hatte sich die Weltgemeinschaft in Paris gemeinsam das Ziel
gesetzt, die globale Erhitzung deutlich unter 2°C, möglichst 1,5°C zu halten, um
heutigen wie folgenden Generationen eine lebenswerte Zukunft zu ermöglichen.
Klimaforscher*innen warnen uns eindringlich und schon heute steht fest: Dieses
Ziel werden wir nicht annähernd erreichen, die Treibhausgasemissionen steigen
sogar noch von Jahr zu Jahr!
Der Uno-Generalsekretär sprach im November 2022 davon, dass wir auf dem Weg in
eine Klima-Hölle sind. Oder, etwas konkreter, prognostiziert das Umweltbundesamt
ebenfalls 2022: „Die aktuellen Nationalen Minderungspläne (NDCs) führen zu einer
globalen Erwärmung von 2,8°C (2,1°C-3,4°C) bis 2100. Der Bericht zeigt eine
Umsetzungslücke, eine Emissions- (bzw. Ambitions-)Lücke und indirekt damit auch
eine Glaubwürdigkeitslücke.“
Diese Umsetzungs- und Glaubwürdigkeitslücke müssen wir GRÜNE so schnell wie
möglich füllen. Denn der Kampf gegen die globale Überhitzung unseres Planeten
ist weiterhin die vorrangige Menschheitsaufgabe. Schon eine Erhitzung um 2°C
würde die Lebensgrundlage von bis zu 500 Millionen Menschen weltweit bedrohen –
unter anderem durch Wassermangel und durch die Ausdehnung von Wüsten. Dabei geht
es nicht mehr um ein fernes Zukunftsszenario: Die gravierende Klimakrise zwingt
schon heute weltweit mehr Menschen zur Flucht als sämtliche Kriege zusammen. Wir
leiden unter Extremsommern, Hitze am Polarkreis, Waldbränden von Griechenland
bis Schweden, ausgedörrten Landschaften und Ernteausfälle in großen Teilen der
Welt, auch in Europa.
Wir müssen sehr viel schneller werden als zwischenzeitlich gedacht, weil
wichtige Jahre und Jahrzehnte lang der ernsthafte Klimaschutz verschlafen
wurden. Die Ideen, Instrumente und Technologien für ernsthaften Klimaschutz sind
vorhanden. Die Unterstützung in der Bevölkerung wächst und wächst. Klimaschutz
ist nicht nur die ökologische Schicksalsfrage, sondern auch maßgeblich für die
Zukunft unserer Gesellschaft insgesamt und auch der Wirtschaft: Eine sozial und
ökologisch verträgliche Wirtschaftsweise achtet weltweit Menschen- und
Tierrechte, hält die planetaren Belastungsgrenzen ein und wagt eine Abkehr von
maßloser Überproduktion und Massenkonsum.
Der Klimaschutzkurs muss in Land und Bund noch viel klarer eingeschlagen werden,
wir brauchen weitere Projekte und Maßnahmen, auch kreative und auch über das
hinaus, was wir bisher angedacht hatten. Dazu schlagen wir zusätzliche Maßnahmen
insbesondere in folgenden Bereichen vor:
- „Nutzen statt abschalten“ endlich umsetzen! Immer noch nicht eingelöst
wurde unser Anspruch, den wir im GRÜNEN-Bundestagswahlprogramm 2021 so
formuliert hatten: „Erzeugungsspitzen machen wir nach dem Prinzip „nutzen
statt abschalten“ für Speicher und die Produktion von Wärme oder grünem
Wasserstoff nutzbar.“
- Die Anpassung des zur Solarenergienutzung privilegierten Bereiches in §35
(1) 8. b) Baugesetzbuch an die Angaben in EEG 2023 §37 (1) 2. C). Damit
wird Solarenergienutzung an Autobahnen und zukünftig auch einspurigen
Bahnstrecken statt derzeit in einer Breite von 200m zukünftig in einer
Breite von 500m baurechtlich privilegiert, natürlich nur außerhalb von
Naturschutzgebieten.
- Die zügige Umsetzung des generellen Tempolimits auf Autobahnen, zunächst
befristet auf zwei Jahre und in der Hoffnung, dass selbst die FDP in
dieser Zeit die Vorteile für Straßenverkehrssicherheit, Energieversorgung
und Klima erkennt.
- Die spürbare Verteuerung und Reduzierung zunächst des innerdeutschen
Flugverkehrs und die Verwendung der damit erzielbaren Einnahmen für
Klimaschutzmaßnahmen.
2019 haben wir bereits ein mutiges GRÜNES-Sofortprogramm beschlossen. Der Moment
für noch mutigere zusätzliche Maßnahmen und Projekte –ganz ausdrücklich auch
über die oben genannten hinaus, wir brauchen noch viele weitere kreative und
machbare Lösungen- ist JETZT!
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Hinweis zur Verfahrensweise, falls der Antrag angenommen wird: Beim Antragstext
handelt es sich um eine Beschlussvorlage zunächst auf Landesebene in Schleswig-
Holstein, welche die Antragsteller*innen im Fall eines Beschlusses des
Landesparteitages in dessen Namen und Auftrag auch zur
Bundesdelegiertenkonferenz (BDK) einreichen und auf der BDK gegenüber der
Antragskommission und im Rahmen der Einbringungsrede vertreten werden. Denn
Klimapolitik wird nicht nur auf Landesebene, sondern besonders stark auf
Bundesebene gemacht, dort muss sofort noch mehr wirksamer Klimaschutz als bisher
passieren und wenn wir diesen Antrag als Landesverband zur nächsten BDK stellen,
dann hat er eine höhere Chance.
Begründung
Wir brauchen mehr spürbare Klimaschutz-Projekte, denn 2,8 Grad plus werden eine Klima-Hölle!
Antragsteller*innen:
Philipp / Dr. Philipp Schmagold, KV Plön
Sina Clorius, KV Schleswig-Flensburg
Gerd Weichelt, KV Dithmarschen
Sara Schaal, KV Rendsburg-Eckernförde
Dr. Johann-Wolfgang Wittke, KV Ostholstein
Susanne Hilbrecht, KV Dithmarschen
Hartmut Rosebrock, KV Pinneberg
Hans-Jürgen Bethe, KV Pinneberg
Dr. Peter Schröder, KV Nordfriesland
Rudolf Schaper, KV Rendsburg-Eckernförde
Unterstützer*innen
- Susanne Hilbrecht (KV Dithmarschen)
- Stephan Wiese (KV Lübeck)
- Sina Clorius (KV Schleswig-Flensburg)
- Gerd Weichelt (KV Dithmarschen)
- Sara Schaal (KV Rendsburg-Eckernförde)
- Hartmut Rosebrock (KV Pinneberg)
- Hans-Jürgen Bethe (KV Pinneberg)
- Dr. Peter Schröder (KV Nordfriesland)
- Rudolf Schaper (KV Rendsburg-Eckernförde)
- Dr. Johann-Wolfgang Wittke (KV Ostholstein)
- Kurt Reuter (KV Stormarn)
- Kerstin Mock-Hofeditz (KV Nordfriesland)
- Kai-Uwe Stürck (KV Neumünster)
- Ralph Sieber (KV Schleswig-Flensburg)
- Michael Klinger (KV Schleswig-Flensburg)
- Tim Stellmacher (LV Grüne Jugend Schleswig-Holstein)
- Sotiria Luedtke (KV Lübeck)
- Kerstin Hanert-Möller (KV Dithmarschen)
- Esther Drewsen (KV Nordfriesland)
- Phil-James Stange (KV Kiel)
- Gabriele Piachnow-Schmidt (KV Steinburg)
Änderungsanträge
- E1-Ä1 (Anja Koberg (KV Nordfriesland), Modifiziert übernommen)
Kommentare
Philipp Schmagold:
Und hier haben sich sogar noch 5 mehr gefunden:
Waltraud Waidelich, KV Plön
Prof. Dr. Winrich Breipohl, KV Plön
Kay-Uwe Laas, KV Plön
Reinald Büchner-Jahrens, Herzogtum Lauenburg
Dr. Uwe Stephenson, KV Ostholstein
🌻
Torge Klein:
Philipp Schmagold:
ich kann deinen Punkt verstehen, auch wenn an der Autobahn natürlich nicht der beste Platz zum Lebensmittelanbau ist. Je weiter weg, desto weniger Schadstoffe von der Autobahn.
Auch ich bin ein Freund der Doppelnutzung oben Sonne ernten, unten ist Platz für Wiese / Hühner / Schafe / Kartoffeln / Beerenobst... ☀️🥔🐓🐐 Abgesehen davon profitiert die Artenvielfalt sogar, wenn konventionelle Landwirtschaft gegen PV "getauscht" wird.
Aber die Frage, ob Photovoltaik Freiflächenanlage oder Agri-PV wird nicht im Baugesetz vorgegeben, das entscheiden Grundstückseigentümer*innen und Betreiber*innen der Sonnenkraftwerke.
Sonnige Grüße! ☀️
Philipp
Birgit Graf:
beim gleichen Thema finde ich auch den Flächenverbrauch schwierig, so wie Torge es schildert. Den sollten wir unbedingt insgesamt eindämmen, das geht "nach hinten" los.
Ich würde prioritär dafür sorgen wollen, dass alle Hausbesitzer:innen (auch Vermieter:innen!) ihre Dächer vollflächig bestücken. Bis jetzt bestücken überwiegend Eintümer:innen ihre Dächer, und das nur beschränkt, da sie für eingespeisten Strom kaum Vergütung erhalten.
Da sehe ich dringenden Handlungsbedarf.
Herzliche Grüße
Birgit
Philipp Schmagold:
das komplette Scheunendach meiner Eltern ist mit Photovoltaik ausgestattet und produziert deutlich mehr Elektrizität als auf dem Hof verbraucht wird.
Aber wir sollten kein "entweder oder" aus unserer Klimapolitik machen. Solange wir neue LNG Terminals bauen, über CCS neu nachdenken und noch riesige Mengen Kohle verbrennen brauchen wir ein "sowohl als auch", selbst wenn das bedeutet, dass wir Solarenergienutzung nicht nur auf den Dächern betreiben.
Denn die verbleibende Zeit für ernsthaften Klimaschutz ist schon abgelaufen. ⌛
Mit klimaschutzfreundlichen Grüßen aus Schleswig-Holstein, dem Land zwischen den menschengemacht steigenden Meeren 🌍
Philipp
Erik Wassermann:
Von daher sollte er vor dem Bundesparteitag dahingehend redaktionell überarbeitet werden. Nach dem Motto: Es ist ein richtig dickes Brett, aber wir haben den Bohrer und auch eine Bohrmaschine, wir müssen sie nur nutzen!
Philipp Schmagold:
Du hast richtig beobachtet, dass der Titel die Warnung von UN Generalsekretär Guterres enthält. Die Erhitzung um 2,8 Grad ist der derzeitige Kurs, das bedeutet in Deutschland fast 6 Grad mehr im Vergleich zur vorindustriellen Zeit.
Dass wir weiterhin am bestmöglichen Ausgang dieses schlechten Zwischenstands mitarbeiten möchten zeigen unsere konkreten Vorschläge.
Aber den von dir zutreffend als unangenehm empfundenen Titel werden wir auch zum Bundesparteitag beibehalten, denn es ist nötig, die katastrophalen Folgen unseres fortgesetzt fossilen Wirtschaftskurses so klar darzustellen. Wir wollen nicht politisch korrekt weiterhin alles in hoffnungsvollen Worten verpacken und entgegen jeder Prognose weiterhin das Märchen von den unantastbaren 1,5 Grad erzählen.
Klimaschutzfreundliche Grüße! 🌍
Philipp